Spätestens jetzt ist die Frage nach der Benennung des Platzes vor dem Schloss keine Belanglosigkeit mehr: die Bürgerinitiative „Pro Hindenburgplatz“, die offenkundig den Militaristen, Nationalisten und Steigbügelhalter Hitlers für so ehrenswert hält, dass ein Platz im Herzen Münsters nach ihm benannt werden solle, hat mit ihrer Unterschriftenaktion einen Bürgerentscheid Mitte September (16.09.2012) erzwungen. Bei der Unterschriftenaktion der BI ging es keineswegs um bloße Kritik am Verfahren, welches zur Umbenennung des Platzes in „Schlossplatz“ geführt hatte, sondern um eine bewusste Ehrung und Sympathie für die Person Hindenburg.
Nun da es in der Verantwortung der Münsteraner Bevölkerung liegt, welcher Schriftzug den Platz in Zukunft zieren soll, ist eine aktive Auseinandersetzung mit der Person Hindenburg unerlässlich.
Nur eine Empfänglichkeit für fatalen Geschichtsrevisionismus kann zur Unterstützung der Hindenburg-Bewegung verleiten. Auch eine konservativ-traditionalistische Auffassung („Der Platz hieß doch schon immer so“ …) gerät in unabwendbare Erklärungsnot: sollten Traditionen Straßen- und Platznamen bestimmen, so hätte es den Hindenburgplatz niemals gegeben. Schließlich trug der Platz von 1759 bis 1927 – und damit über einen viel längeren Zeitraum – den Namen „Neuplatz“. Wer heute für Hindenburg eintritt, beruft sich also nicht (nur) auf eine Tradition, sondern in erster Linie auf eine Weltanschauung und Ideologie, die ungefähr mit dem Beginn des deutschen Faschismus zur Benennung des Platzes in „Hindenburgplatz“ geführt hatte.
Wollen wir noch heute eine solche Weltauffassung vertreten?
Aus tiefster Überzeugung, dass dies nicht der Fall sein darf, unterstützen wir das in Reaktion auf die Hindenburg-BI und in Vorbereitung auf den Bürgerentscheid entstandene Schlossplatz! – Bündnis sowie das Jugendbündnis „Kein Platz dem Hindenburg!“.
Damit schließen wir uns weiteren Unterstützern wie etwa der Jüdischen Gemeinde oder dem Historischen Seminar der Universität Münster an. Die aktive Mitarbeit in den Bündnissen ist jederzeit möglich und erwünscht.
Wir wollen keine Person ehren, die untrennbar mit dem Tod von Millionen von Menschen verbunden ist: ob als Befehlshaber im Ersten Weltkrieg oder dadurch, dass Hindenburg aus Sehnsucht nach autoritär-obrigkeitsstaatlichen Strukturen Hitler an die Macht brachte und damit mitverantwortlich für die Grausamkeiten des Nationalsozialismus ist. Aus der Geschichte zu lernen bedeutet auch, heute zu hinterfragen, welche wirkmächtigen Persönlichkeiten Anerkennung verdienen und welche nicht. Daher:
NEIN zur Rück-Umbenennung! Für den Schlossplatz!