Stellungnahme für den Senat der Universität Münster zum Thema Studiengebühren

Die  Fachschaften  Soziologie  und  Politikwissenschaft  möchten  sich  hiermit  zur  geplanten Festschreibung  der  Studiengebühren  an  der Universität Münster  äußern. Wir  lehnen  diese ebenso ab, wie wir jegliche Art von Studiengebühren ablehnen.

Soll man als Studiengebührenbefürworter nun aufhören diese Stellungnahme zu lesen? Nein!

Denn  es  geht  hier  nicht  nur  um  eine  politische  Haltung, sondern  um  eine  inhaltliche Argumentation. Die  Einführung  von Studiengebühren wurde  vom Rektorat  in Münster mit dem internationalen, nationalen sowie regionalen Wettbewerb begründet.
Mit der Warnung, dass diese Uni abgehängt werden würde, wenn sie nicht mitzieht!

Dieser Wettbewerb wurde nun weitergereicht  in die einzelnen Fachbereiche der Universität. Wenn wir das Geld nicht kriegen, dann kriegen es die anderen…und wer will schon, dass die Naturwissenschaftler/Geisteswissenschaftler  (bitte  das  zutreffende  ankreuzen!)  die  Kohle kriegen?
Hier empfiehlt sich, einen vergleichenden Blick über den Tellerrand und  in die Presseartikel zur Begründung der Liberalisierung des Finanzsystems zu werfen
…und, irgendwelche Gemeinsamkeiten?
Das fatale  ist, dass aus Wettbewerb als ein Mittel zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele ein Selbstzweck geworden  ist, der sich somit  jeder rationalen Bewertung entzieht. Es wird nicht mehr  gefragt,  ob  dieser  oder  jener  Wettbewerb  gut  für  die  Universität  und  ihre gesellschaftlichen Aufgaben ist, sondern es wird nur noch vor den Folgen einer Missachtung dieses Wettbewerbs gewarnt. Wie  man  aus  der  Bundesliga  weiß,  braucht  jeder  Wettbewerb  Gewinner  und  Verlierer.
Komisch  ist  doch  nur,  dass  alle  Rektorate  Land  auf  Land  ab  erzählen,  dass  sie  zu  den Gewinnern gehören (wollen). Wer soll dann Verlierer sein?

Studiengebühren  wird  mit  dem  Landesbankkredit  eine  scheinbare  Sozialverträglichkeit angeheftet,  die  sie  so  nicht  verdient  haben. Wie  die  vom Bundesbildungsministerium  lange Zeit  geheim gehaltene  Studie  zeigt,  schrecken  sie  trotzdem  viele  von  einem Hochschulstudium ab. Fein, könnte man  jetzt  sagen, bleiben wir Akademikerkinder unter uns, doch wird das dem gesellschaftlichen Ziel, dass jeder eine Chance haben soll, wirklich gerecht?

Wenn  der  Senat  einer  der  größten  Hochschulen  dieses  Landes  im  Sinne  von  Margaret Thatchers „There is no alternative“ vor den vermeintlichen Sachzwängen kapituliert, so kann er  sich  gleich  selbst  auflösen  und  die  Verwaltung  der  Zwänge  dem  Rektorat,  oder Hochschulrat überlassen.

Wir  appellieren  an  jede  Senatorin  und  jeden  Senator:  Setzten  Sie  ein  Zeichen  gegen  die Sachzwanglogik,  setzten  Sie  ein Zeichen  gegen  die  soziale  Schließung  unserer Hochschule und stimmen sie gegen Studiengebühren!

Fachschaft Politikwissenschaft & Soziologie

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