Resolution – Für den Erhalt der Soziologie an der Universität Münster

ResolutionErhalt der Soziologie

 

 

 

Für den Erhalt der Soziologie an der Universität Münster

Hiobsbotschaft für die Soziologie in Münster! Wie aus dem Rektorat bekannt wurde, ist geplant, dem Institut für Soziologie zwei weitere Professorenstellen zu streichen, nachdem erst zu Beginn des Jahres angekündigt wurde, eine Professur und eine Mitarbeiterstelle bei Freiwerden zu „kassieren“. Damit ist die Existenz der Soziologie als selbständiges Institut an der Universität Münster bedroht.

Die aktuellen Stellenstreichungen fügen sich ein in eine schon seit vielen Jahren andauernde Politik des personellen Abbaus der Soziologie in Münster. Seit dem Jahr 2000 ist der Personalbestand von insgesamt 10 Professuren auf mittlerweile 5 Professuren dezimiert worden. Erst im Januar 2007 wurde eine weitere Professur gestrichen. Nach dem geplanten Wegfall von zwei weiteren Professorenstellen würden dem Institut in wenigen Jahren noch ganze 2 Professuren verbleiben. Auch die wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen wurden in den letzten Jahren um mehr als 50% reduziert. Damit wäre ein qualifizierter Lehrbetrieb auf der Basis eigenständiger Forschung nicht mehr möglich.

Kann die Universität Münster – die von den Studierendenzahlen und der Vielfalt der angebotenen Studiengänge her zu den größten Universitäten der Bundesrepublik zählt – es sich wirklich leisten, angesichts drängender gesellschaftlicher Krisen und Problemlagen auf das spezifische Forschungspotenzial der Soziologie zu verzichten?

Profil bildend für das Institut für Soziologie in Münster ist die wissenschaftliche Bearbeitung sozialer Krisen und Integrationsprobleme als Folge sozioökonomischer Modernisierungs- und Globalisierungsprozesse. Schwerpunktthemen in Forschung und Lehre sind die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, der Wandel der Arbeitswelt, die zunehmenden Ungleichheiten im Bildungssystem, das Wiedererstarken von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die soziale und kulturelle Integration von MigrantInnen, aber auch die Folgen ökonomischer Globalisierungsprozesse für die Familien und das Zusammenleben der Menschen.

In der akademischen Lehre leistet das Fach Soziologie in Münster einen unverzichtbaren Beitrag zu einer Vielzahl von Studiengängen. Neben den bisherigen Magister- und Promotionsstudiengängen bietet es einen Bachelorstudiengang an, zur Zeit wird ein Master- und Promotionsstudiengang mit dem Schwerpunkt „Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften“ vorbereitet. Einen Schwerpunkt in der Lehre bildet die Ausbildung in der empirischen Sozialforschung, in der die Soziologie wichtige Serviceleistungen für andere sozialwissenschaftliche Disziplinen erbringt.

Die feste Verwurzelung der Soziologie im Kanon der Wissenschaften an der Universität Münster zeigt sich zudem darin, dass sie fächerübergreifend wichtige Anteile an einer Vielzahl von Studiengängen wie Geographie, Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft übernimmt. Außerdem erbringt sie wichtige Anteile in den verschiedenen Lehramtsstudiengängen.

Insgesamt studieren etwa 2700 StudentInnen im Rahmen grundständiger Studiengänge mit sozialwissenschaftlichen Schwerpunkten sowie etwa 3000 Lehramtsstudierende im Rahmen ihres erziehungswissenschaftlichen Begleitstudiums.

Die vielfältigen Beiträge der Soziologie zu den diversen Studiengängen können aber auf hohem wissenschaftlichem Niveau auf Dauer nur gewährleistet werden, wenn sie fundiert sind in einer Forschungspraxis, die die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Konflikte und Problemlagen im Blick hat. Ebendies aber ist nur in einem eigenständigen Institut mit einer hinreichenden Ausstattung an wissenschaftlichem Personal möglich. Eine Entkoppelung von Lehre und Forschung würde auf eine Verschulung des akademischen Studiums hinauslaufen. Ist das wirklich gewollt?

Die seit Jahren zu beobachtende schrittweise personelle Dezimierung des Faches Soziologie in Münster hat inzwischen zu einer massiven Verschlechterung der Studienbedingungen durch überfüllte Seminare und zu einer kaum noch zumutbaren Prüfungsbelastung der Lehrenden geführt. Das konterkariert alle Argumente für eine „Verbesserung der Lehre“ durch die Einführung von Studiengebühren.

Wir fordern daher mit Nachdruck die Rückgabe gestrichener ProfessorInnen- und MitarbeiterInnen-Stellen sowie ein Ende des Abbaus des Faches Soziologie in Münster. Ein eigenständiges soziologisches Institut mit seinem Forschungs- und Lehrpotenzial ist an einer wissenschaftlichen Hochschule von der Größe und dem Rang der Universität Münster zwingend notwendig!

Gerade heute, wo allenthalben von unveränderlichen „Sachzwängen“ und ökonomischen Erfordernissen die Rede ist, scheint der kritische Stachel einer Soziologie, die sich als „Störenfried“ im eingespielten gesellschaftlichen Funktionsgefüge versteht, unverzichtbar. Eine freiheitliche Gesellschaft erkennt man auch daran, wie viel Soziologie sie sich leistet.

Der Vorstand des Instituts für Soziologie
Die Fachschaft Soziologie

Unterzeichnet werden kann die Resolution unter diesem Link auf der Homepage unseres Instituts: http://egora.uni-muenster.de/soz/studieren/petition/index.php

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